Die Bildungsreise führte die Reisegruppe aus Senden und Umgebung an die Orte Oświęcim/Auschwitz und Krakau, die mit der deutsch-polnischen Geschichte in besonderer Weise verbunden sind und existenzielle Fragen aufwerfen. Achtzig Jahre nach Kriegsende und der Befreiung der Konzentrationslager besuchte die Reisegruppe der DPG-Senden die Gedenkstätten von Auschwitz/Birkenau und bedeutende Geschichtsorte in Krakau.

Auschwitz war das größte deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager. Die Gruppe besuchte das sogenannte Stammlager wie auch Birkenau, den Ort, der später zum Symbol des Holocaust wurde. Von den mindestens 1,3 Millionen Menschen, die aus allen Teilen des besetzten Europas nach Auschwitz deportiert wurden, starben 1,1 Millionen.
Die Auseinandersetzung sollte intensiver sein. Deshalb gehörten auch ein Rundgang durch das ehemalige jüdische Viertel der Stadt Oswiecim, die bis zur Naziherrschaft von einer jahrhundertealten jüdischen Tradition geprägt war, und eine Fahrt in das sogenannte Interessengebiet mit den Nebenlagern, die heute nicht mehr kenntlich gemacht sind, zum Programm.

Einen anderen Blick auf Auschwitz und die vergangenen Geschehnisse ermöglichten der Gruppe die Besuche in den Konservierungswerkstätten der Gedenkstätte und der Besuch der Ausstellung der Bilder von Marian Kolodziej im Franziskanerkloster Harmęże.

Eine Konservatorin berichtete von Schuhen, von Brillen, von Kämmen, Emailleschüsseln, Koffern, gestrickten Babyschuhen, von Briefen, die dort restauriert werden. „Hinter jedem Gegenstand steht ein Menschenleben, das ausgelöscht werden sollte. Wir machen es wieder sichtbar. Manchmal gelingt es, dem Opfer auch wieder seinen Namen zu geben“, sagte die Konservatorin Margrit Bormann.

Im Franziskanerkloster in Harmęże sind die Bilder von Marian Kołodziej, eines Überlebenden verschiedener Konzentrationslager, ausgestellt, die seine leidvollen Erfahrungen und Erlebnisse spiegeln. Als Ausdruck seines Innenlebens sind sie eine wirkungsvolle Ergänzung zu den Informationen in der Gedenkstätte.
„Das ist mein besonderes Auschwitzerlebnis“, äußerte eine Teilnehmerin.

Kunstinteressierte konnten sich mit dem „Birkenau-Zyklus“, vier Gemälden Gerhard Richters aus dem Jahre 2014, auseinandersetzen. Den Künstler beschäftigte die Frage, ob und wie der Holocaust überhaupt darstellbar sei. Er setzte sich intensiv mit vier Fotografien eines jüdischen Häftlings, der die Fotos heimlich gemacht hatte, auseinander. Er wurde ebenso wie seine Helfer, die die Fotos aus dem Lager schmuggelten, in Birkenau ermordet. Eine Reproduktion des Zyklus in Form von Editionsexemplaren befindet sich als Dauerleihgabe durch Gerhard Richter an das Internationale Auschwitz Komitee vor Ort in Oświęcim. Diese werden auf dem Gelände der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim / Auschwitz in einem von ihm entworfenen und konzipierten Gebäude unweit der Gedenkstätte ausgestellt.

Die nachfolgenden Tage verbrachte die Gruppe in Polens „heimlicher Hauptstadt“ Krakau, die sich noch immer als kultureller Mittelpunkt des Landes versteht. Es ging darum zu verstehen, warum Krakau als der polnische „Symbolort“ gilt und wie das Selbstverständnis Polens hier Ausdruck findet. Die Spurensuche brachte eine besondere Verflechtung der deutschen und polnischen Geschichte hervor. Am Beispiel des Ortes und der Verbrechen, die Nazis dort begangen haben, wurde bewusst, wie besonders der in den 1960er Jahren einsetzende Versöhnungsprozess zwischen Polen und Deutschen einzuschätzen ist.

Auch als eines der größten Zentren des jüdischen Lebens in Europa vor dem Holocaust wurde Krakau wahrgenommen. Noch immer spiegeln sieben erhaltene Synagogen und eine Vielzahl von Bethäusern diese besondere jüdische Kultur. Ein Rundgang führte auch in die Bereiche des ehemaligen Ghettoplatzes und der „Schindlerfabrik“. Einige Teilnehmende nutzten das Angebot, das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Plaszow, durch den Schindlerfilm bekannt geworden, aufzusuchen.

Während des Aufenthalts gab es auch Raum zu freien Gestaltung, sodass die Teilnehmenden auch eigenen Interessen nachgehen konnten.

Die geschichtliche Verknüpfung zwischen Deutschland und Polen wurde der Reisegruppe behutsam durch das gesamte Programm und dessen Reihenfolge sowie durch die professionellen deutschsprachigen Stadtführerinnen vor Ort erläutert und sichtbar gemacht.

Allen Teilnehmenden wurde bewusst, in welcher besonderen Verpflichtung sie stehen, diese Ereignisse zu erinnern, damit sie und alle anderen die Geschichte nicht noch einmal erleben müssen.

Sowohl das Vorstandsteam der DPG-Senden als auch die Reisegruppe waren sich einig, dass sie viel dazugelernt haben. Die Vorsitzende Grazyna Maria Brandes resümierte: „Dank Eurer Unterstützung als Reisegruppe und der ausführlichen Reisevorbereitung war es eine äußerst gelungene und lehrreiche Reise!“
Polen ist eine Reise wert – wir kommen wieder! Darin waren sich alle Reisenden einig! 

Deutsch-Polnische Gesellschaft Senden e.V. 08.08.2025