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Stephan Erb stellt Deutsch-Polnisches Jugendwerk vor
Der Jugendaustausch zwischen Deutschland und Polen stand im Mittelpunkt eines Informations- und Diskussionsabends mit dem Geschäftsführer des Deutsch-Polnischen Jugendwerks Stephan Erb.
Das Interesse war groß. Nicht nur waren etliche Mitglieder der Deutsch-Polnische Gesellschaft Senden gekommen, sondern auch aus den benachbarten Vereinen aus Lüdinghausen und Nottuln. Darüber hinaus waren auch Lehrerinnen und Lehrer der Sendener Schulen zugegen, um aus erster Hand mehr über den deutsch-polnischen Jugendaustausch zu erfahren. Zu Gast war am Freitagabend im Alten Zollhaus mit Stephan Erb einer der beiden Geschäftsführer des Deutsch-Polnischen Jugendwerkes (DPJW). Dass er just an dem Tag einen Abstecher nach Senden machte, hatte zwei Gründe. Zum einen wird das DPJW am kommenden Dienstag in Münster an der Seite des französischen Präsidenten Emmanuel Macron mit dem westfälischen Friedenspreis ausgezeichnet. Da muss natürlich auch der Geschäftsführer vor Ort dabei sein. Zum anderen nutzte Stephan Erb die anstehende Ehrung, um schon einige Tage früher ins Münsterland zu kommen - er stammt aus Lüdinghausen und besuchte vorab Verwandte und Freunde. Bereits am Montag beginnt dann für ihn das umfangreiche Programm in Münster mit Medienterminen und dem Besuch von Schulen.
Bild: Zum Abschluss dankte Eva Baumann, die zweite Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Senden, Stephan Erb für seinen Vortrag. Foto: Markus Kleymann
In einem kurzen Vortrag stellte Stephan Erb im Alten Zollhaus das DPJW vor, das im Rahmen des Deutsch-Polnischen Nachbarschaftsvertrages bereits 1991 gegründet wurde, um den Austausch zwischen den Jugendlichen beider Länder zu fördern. Seitdem wurden zahlreiche Begegnungen gefördert - auch zwischen Schulen aus Senden und der Partnerstadt Koronowo, zwischen Lüdinghausen und der Partnerstadt Neisse sowie zwischen Nottuln und der Partnerstadt Chodiez.
Auffällig sei dabei, dass gerade aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sehr viele Partnerschaftsprojekte zwischen Schulen gefördert wurden, dagegen in den östlichen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen mehr außerschulische Begegnungen beispielsweise zwischen Jugendgruppen. Er betonte, dass es bei der Förderung aber egal sei, aus welchen Bereichen die Jugendlichen zusammenkommen und was sie gemeinsam dann unternehmen. Nur rein touristische Programme würden nicht gefördert.
Seit der Fußballeuropameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine sei auch dieses Land in die Förderung mitaufgenommen worden - noch einmal dann verstärkt seit der russischen Annexion der Krim. „Das ist sicher auch ein Grund dafür, dass wir den Friedenspreis in Münster erhalten“, betonte er.
Einen Einbruch der geförderten Projekte habe es aus verständlichen Gründen in Folge der Corona-Pandemie gegeben. Inzwischen seien aber die Anträge fast wieder auf dem früheren Niveau. Dies führe allerdings dazu, dass das DPJW auch Förderungen aus finanziellen Gründen ablehnen müsse, weil die Unterstützung durch die deutsche und polnische Regierung über die Jahre gleich geblieben sei, die Inflation aber die Begegnungen immer teurer mache. Dennoch empfahl er den anwesenden Vertretern der Schulen und der deutsch-polnischen Gesellschaften unbedingt, Jugendbegegnungen - sei es schulisch oder außerschulisch - zu initiieren.
Inwieweit die PIS-Regierung mit eher antideutschen Ressentiments dazu beigetragen habe, dass die Projekte während der Jahre 2020 und 2021 zurückgegangen seien, wollte Hans-Günter Pohl, Ehrenvorsitzender der DPG Senden bei der anschließenden Diskussion wissen. Dies verneinte Stephan Erb, der betonte, dass die Nachfrage nach Förderung auch in den ersten Jahren der PIS-Regierung nie nachgelassen habe. Im Gegenteil: Gerade die vielen Begegnungen zwischen Jugendlichen seit 1991 seien ein stabiles Fundament, das auch politischen Entwicklungen trotze.
Nach Abschluss der offenen Diskussionsrunde kam es noch zu zahlreichen persönlichen Gesprächen, wo es dann konkret um Möglichkeiten der Förderung ging - beispielsweise auch um Berufspraktika im jeweils anderen Land.
Westfälische Nachrichten, Markus Kleymann 27.05.2024
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Mit dem Richeza-Preis würdigt und fördert die Landesregierung zivilgesellschaftliche Projekte zur Intensivierung des Dialogs zwischen Polen und Nordrhein-Westfalen. Im vergangenen Jahr stand das Thema „Nordrhein-Westfalen und Polen – gemeinsam für die Ukraine“ im Fokus des Wettbewerbs. Es wurden Projekte prämiert, in denen sich Engagierte aus Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit polnischen Partnern für Menschen in oder aus der Ukraine eingesetzt haben.
Um dieses Engagement zu würdigen, fand am Dienstag, 19. März 2024 die feierliche Abschlussveranstaltung des Richeza-Preises mit Ministerpräsident Hendrik Wüst, dem Botschafter der Republik Polen in Deutschland, Dariusz Pawłoś, und Iryna Shum, Generalkonsulin der Ukraine in Düsseldorf, in der Abtei Brauweiler in Pulheim statt. Die Abtei wurde von Richeza, der Namensgeberin des Preises, einer rheinischen Prinzessin und späteren Königin Polens, gestiftet und begeht in diesem Jahr ihr 1000-jähriges Jubiläum.
Auch die Deutsch-Polnische Gesellschaft Senden vertreten durch Grazyna Maria Brandes und Janice Vogel war als Preisträgerin dabei. Für das Projekt „Eine Schüssel voll – Senden und Koronowo- gemeinsam für die Ukraine“ am 1. Mai 2023 zugunsten ukrainischer Flüchtlinge in Koronowo wurde die DPG-Senden für ihr hervorragendes Engagement abschließend geehrt.
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Senden/Koronow
Es war ein völkerverbindendes Projekt der Deutsch-Polnischen Gesellschaft, das auch die Sendener Bevölkerung buchstäblich genießen konnte. Der Erlös von „Eine Schüssel voll“ wurde jetzt übergeben. Womit die Aktion noch nicht beendet ist.
Auch wenn aktuell die Geschehnisse im Nahen Osten Nachrichten aus dem europäischen Kriegsland Ukraine zuweilen überlagern – Solidarität mit der von Russland überfallenen Ukraine ist weiter notwendig. Und sie wird eingelöst: Mit großer Freude auf der Sendener und Dankbarkeit auf der polnischen Seite wurde zum Abschluss des gemeinsamen Projekts „Senden und Koronowo – Gemeinsam für die Ukraine“ jetzt ein Spendenbetrag von 4400 Euro übergeben. Dies teilen die Initiatoren der Aktion in einer Pressenotiz mit.
Das von der NRW-Staatskanzlei prämierte Projekt „Eine Schüssel voll“ der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Senden (DPG) wurde mit Unterstützung des Landes sowie von Spendern und Besuchern einer Veranstaltung, Vereinsmitgliedern, Verwaltung, Bürgern, ebenso von Musikern aus Senden und Koronowo erfolgreich durchgeführt und hat diese Spende ermöglicht. Dafür ist die DPG-Vorsitzende Grazyna Maria Brandes allen Beteiligten und Besuchern dankbar – denn die erwirtschaftete Spendensumme kommt ukrainischen Flüchtlingen in Sendens polnischer Partnerkommune Koronowo zugute. Dort wird das Geld gebraucht.
Im Rahmen eines persönlichen Besuches Brandes' wurde der Verwendungszweck der Spende erörtert und es wurde über die aktuelle Situation der ukrainischen Kriegsflüchtlinge in Koronowo informiert. Sie werden sowohl vom Land als auch von der Verwaltung in Koronowo in Sachen Bildung, Arbeit, Wohnung und medizinische Versorgung unterstützt. Viele von ihnen sind privat untergebracht oder bekommen Wohnungen in ehemaligen Soldaten-Erholungsheimen zur Verfügung gestellt. Für die Kinderbetreuung ist ebenfalls gesorgt, sodass die ukrainischen Frauen und Männer nach der Anmeldung in Koronowo, die 24 Stunden besetzt ist, arbeiten können. Nach Gesprächen mit den Ukrainern wird die Verwaltung in Koronowo einen „Ukrainischen Tag“, den die Flüchtlinge wesentlich mitgestalten und vorbereiten werden, durchführen. Dabei wird die ukrainische Kultur, Sprache und Identität den Schwerpunkt bilden. Der „Ukrainische Tag“ soll vielen traumatisierten Kindern und Erwachsenen neuen Lebensmut geben und ihr Selbstvertrauen stärken, um das Leben in der Fremde zu meistern, heißt es in der Pressemeldung der DPG. Der Abschluss der gemeinsamen Aktion wird mit einem Koch- und Erinnerungsbuch zum Projekt besiegelt, worauf sich schon alle Beteiligten freuen.
Westfälische Nachrichten 10.11.2023
![](/images/stories/grafik/veroeffentlichungen/wn_2023702-2.jpg)
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Deutsch-Polnische Gesellschaft Senden erkundet Weimar als „Stadt mit zwei Gesichtern“
In sechs Tagen hatten Mitglieder der DPG Senden die Gelegenheit, Weimar als Brennpunkt deutscher Geschichte, als Stadt von „Zeitenwenden“, als Stadt mit unterschiedlichen Gesichtern zu entdecken. Zentral war die Auseinandersetzung mit der Frage, wie in der Kulturhauptstadt von 1999 aus dem Geist der Klassik, der Stadt, die der ersten deutschen Republik den Namen gab, die Musterstadt des Nationalsozialismus wurde und Hitlers Lieblingsstadt.
Die Teilnehmer:innen erfuhren, dass Aufklärung und Klassik als Suchbewegung nach einer Form des humanen Zusammenlebens verstanden werden können, die sich im Kontext eines aufgeklärten Absolutismus entfalten konnte. Die Klassik habe, in Auseinandersetzung mit der Französischen Revolution, die Frage der Menschenwürde neu gestellt und im Menschen ein moralisches Wesen erkannt, dass sich durch Bildung vervollkommnen könne. Das Denken, für das Goethe und Schiller stehen, habe Maßstäbe gesetzt und die Werte begründet, die unsere Demokratie ausmachen. Auch die Bauhaus-Bewegung, die für den demokratischen Aufbruch in die Moderne steht, knüpfte daran an.
Tourist:innen, die Weimar besuchen, wollen dem „goldenen Zeitalter“, der Zeit der Klassik, nachspüren. Die Marketingstrategie der Stadt ist darauf ausgerichtet, diesen Glanz selektiv zu präsentieren. Dafür konnten zahlreiche Indizien gefunden werden.
Im Rahmen des Vorhabens sollte diese einseitige Sichtweise hinterfragt werden. Thema war die Auseinandersetzung mit der besonderen nationalsozialistischen Vergangenheit Weimars, deren Spuren immer noch unübersehbar sind. Der Besuch des ehemaligen Marstalls (Sitz der Gestapo mit Kellergefängnis) und Gauforums warf viele Fragen auf, die geklärt werden mussten. Warum konnten die Nationalsozialisten ausgerechnet in der „Klassikerstadt“ schon 1926 einen Reichsparteitag abhalten? Warum stellte die NSDAP in Thüringen schon 1930 den Innenminister? Mit welchen Maßnahmen gelang es in kurzer Zeit, die Stadt Goethes und Schillers zu einer nationalsozialistischen Musterstadt umzugestalten?
Erklärungsversuche konnten in der ausgesprochen nationalistischen Durchdringung der Stadt gefunden werden. Sie galt im ausgehenden 19. Jh. als „Hauptstadt des deutschen Kolonialismus“. Somit bot sie dem Nationalsozialismus einen besonderen Nährboden.
Beim Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald stand die Ideologie des NS, die zur Errichtung von KZ geführt hatte, im Fokus. Hinweise zu einzelnen Opfer- und Täterbiografien ließen die Abläufe im Lager anschaulich werden. Auch wurden die Nutzung des Ortes nach dem Krieg als „Sowjetisches Speziallager Nr. 2“ und seine Funktion in der Zeit der DDR angesprochen. Eine zentrale Frage war, wie es sein konnte, dass Repräsentanten der Stadt, von Kirche und Kommune, nach Kriegsende vorgaben, um die Vorgänge im KZ nicht gewusst zu haben. Quellen lassen erkennen, dass die Barbarei der Nazis „mitten im deutschen Volke“ stattfand.
Wiederholt wurde angesprochen, wie sehr Geschichte und Geschichtsschreibung politisch beeinflusst und gezielt für Zwecke eines Staates eingesetzt werden können. Vor allem der Rundgang über die ehemalige Mahn- und Gedenkstätte der DDR, das Gelände um den sogenannten Glockenturm, machte ein Gespräch über dieses Thema notwendig. In einer besonderen Geschichtslüge, unter bewusster Ausklammerung anderer Opfergruppen, wurden kommunistische Häftlinge in der Geschichtserzählung der DDR zu ihren Gründungsvätern.
Der immer noch wenig bekannte „Erinnerungsort Topf & Söhne“ in Erfurt konfrontierte die Gruppe mit dem Thema „Arbeit und Verantwortung“. Am Ort hatten Ingenieure die Öfen und Vergasungseinrichtungen für die Vernichtungslager (auch in Auschwitz) konstruiert und gefertigt. Die Auseinandersetzung mit den anschaulichen Dokumenten ließ einerseits erkennen, wie entgrenzt moralisches Handeln der Verantwortlichen in der Firma war, andererseits, dass einige dieser Täter auch eine erkennbar menschliche Ausrichtung hatten, etwa beim Umgang mit jüdischen Beschäftigten.
Eine Führung „Jüdisches Leben in Erfurt“ schloss den Aufenthalt in der Stadt ab. Exemplarisch wurden die älteste Synagoge Deutschlands und die Mikwe an der Gera aufgesucht.
Der Aufenthalt in Weimar ließ immer wieder bewusst werden, wie sehr unsere Gegenwart mit der Zeit des Nationalsozialismus verhaftet ist. „Vergangenheit, die nie vergeht!“ In einer vorbeiziehenden Demonstration war die Parole „Deutschland zuerst“ leitend. Tageszeitungen zitierten Ostdeutsche, die sich eine starke „Volksgemeinschaft“ wünschen oder „statt pluralistischer Interessenvielfalt eine völkische Gemeinschaft“.
Dem klassischen Denken verpflichtet, dass Kunst in ihrer ganzheitlichen Ausrichtung unterstützen kann, die Würde des Menschen zu bewahren, endete das Vorhaben in Weimar mit dem Besuch der Installation „Konzert für Buchenwald“ von Rebecca Horn. Im gemeinsamen Gespräch konnten sich Teilnehmer:innen - die Inhalte der vergangenen Tage reflektierend und verdichtend - darüber austauschen, welchen Stellenwert das Erinnern, die Auseinandersetzung mit Geschichte, für den Einzelnen und die Gesellschaft habe und wie mit der Erinnerung umzugehen sei, im Sinne des Appells, der am Jüdischen Mahnmal in der Gedenkstätte Buchenwald formuliert ist: „Auf dass erkenne das künftige Geschlecht, die Kinder die geboren werden, dass sie aufstehen und erzählen ihren Kindern“.
- Benefiz-Event der Deutsch-Polnischen Gesellschaft
- Freitag, 18.30 Uhr Freundschaft lebt auf
- Leckeres aus drei Ländern probieren
- Delegation aus Koronowo zu Gast in Senden
- Brandes übernimmt den Vorsitz von Pohl
- Kulturelle Vielfalt im deutsch-polnischen Grenzgebiet erlebt
- Kulturelle Vielfalt im deutsch-polnischen Grenzgebiet erlebt
- Einblicke in Ställe und Schlösser